Samstag, 24. Januar 2009

Alltagsmelancholie

Im Bus sitz man fast allein. Neben einem baumelt der feuchte Regenschirm am Haltebogen des vorderen Sitzes. An den Haltestellen steigen Menschen ein, heftig atmend, wegen der nassen Kälte. Es ist schon eine sonderbare Situation, kurz nach dem täglichen Berufsverkehr. Die Agressivität nach der Arbeit schwindet und gemäß dem Anschein ist man nicht mehr so anonym. Vorfreude auf die Wohnung/das Haus und Sorge mischen sich in einem Gedankennebel, der fast sichtbar im Bus umherschwebt, verzweifelt versuchend, diese zu fassen zu kriegen. Mit schwachen Kopfschmerzen stiert man dann aus dem Fenster und denkt: Was wird morgen?
Eine Gruppe Jugendlicher mit starkem Jugendslang und Vokabular bringt Unruhe in den Bus. Sie werden ihres noch erleben, wenn sie vor dem Werk ihres Lebens stehen: EIn loser Haufen halbverpackter Kartons, der in sich zusammenfallen droht. Ich drücke auf den Stopknopf und weiß nicht, was morgen sein wird. Ich schaue auf die Frau schräg gegenüber. Sie hat ein schönes Gesicht. Ich weiß, morgen wird alles anders.
Oder nichts.
copyright by Andreas Gaida

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